Reiten ist nicht immer nur schön. Nicht alles ist einzigartig, zauberhaft und spektakulär.
Ein Großteil unserer wichtigsten reiterlichen Arbeit ist relativ einfach - ja geradezu banal. Aber genau da liegen die eigentlichen Schätze.
Es ist die eine Sache, einem Pferd eine neue Aufgabe, eine neue Lektion oder eine neue Fähigkeit beizubringen. Auch das ist eine wichtige Arbeit, aber anfangs wird es noch viele Ecken und Kanten geben. Wenn man dem Pferd etwas Neues beibringt, bekommt man es in seiner rohen, ungeschliffenen Form. Es ist noch lange nicht "fertig", und die eigentliche Arbeit beginnt erst dann.
Dies ist die Arbeit, an der man liebevoll und achtsam feilt. Sie suchen die rauen Kanten - die Stellen, an denen der Rhythmus oder das Gleichgewicht nicht stimmen, an denen die Übergänge nicht flüssig und leicht sind, an denen das Pferd sich festhält, oder an denen SIE selbst steif sind - und Sie polieren diese Stück für Stück.
Ich reite gerne eine Übung, die ich “Den Stein polieren" nenne. Die Übung sieht auf den ersten Blick sehr einfach aus, ist aber sehr effektiv.
Zuerst reite ich sie im Trab. Später kann sie auch im Galopp geritten werden. Und natürlich können Sie sie auch im Schritt reiten, wenn Sie im Schritt noch etwas "zu polieren" haben.
Beginnen Sie entlang der Bande auf einfachem Hufschlag. Suchen Sie sich dann eine beliebige Stelle, an der Sie Ihre erste 10m-Volte reiten.
Reiten Sie diese Volte so rund, wie es geht. Sie können die Platzmarkierungen und die Anzahl der Tritte verwenden, um die Kreislinie zu optimieren - anfangs kann es sein, dass Sie nur eine Amöbenform der Volte reiten können, und das ist auch völlig in Ordnung. Dies ist Ihr Ausgangspunkt.
Konzentrieren Sie sich bei dieser Volte auf folgende Punkte:
Halten Sie Ihre AUFMERKSAMKEIT und den FOKUS des Pferdes bei jedem Tritt der Volte genau gleich.
Halten Sie ENERGIE-NIVEAU genau gleich
Halten Sie das TEMPO genau gleich.
Halten Sie den RHYTHMUS genau gleich.
Halten Sie die BIEGUNG genau gleich.
Halten Sie die BALANCE genau gleich
Halten Sie das TEMPO genau gleich.
Halten Sie den RHYTHMUS genau gleich.
Halten Sie die BIEGUNG genau gleich.
Halten Sie die BALANCE genau gleich
Halten Sie die GESCHWINDIGKEIT genau gleich .
Stellen Sie sicher, dass der Übergang von einer geraden Linie zur Volte so fließend wie möglich ist.
Achten Sie darauf, dass der Übergang von der gebogenen Linie der Volte zur geraden Linie danach so fließend wie möglich ist.
Wenn Sie diese Volte abgeschlossen haben, reiten Sie wieder geradeaus auf dem Hufschlag entlang, bis Sie zum nächsten Punkt kommen und eine weitere Volte reiten.
Wo Sie Ihre Volten reiten, liegt ganz bei Ihnen. Ich tendiere dazu, Zirkelpunkte und Buchstaben der Reitbahn zu verwenden (es ist hilfreich, einen Orientierungspunkt zu haben), aber Sie können auch Zaunpfähle oder Pylonen verwenden, die Sie zuvor aufgestellt haben.
Wenn Sie wollen, können Sie eine Volte an der gleichen Stelle wiederholen, bevor Sie geradeaus reiten, denn auch das kann eine Möglichkeit sein, die Qualität der Volte “aufzupolieren”. Sie können aber auch einfach alle Mängel und Unebenheiten der Volte akzeptieren, sich im Geiste eine Notiz machen und mit der nächsten Volte weitermachen, um diese zu verbessern.
Sie können die ganze Bahn mit Volten “schmücken". Dann können Sie die Hand wechseln und das Ganze auf der anderen Hand wiederholen.
Sie können die Hand auf beliebige Art wechseln, aber versuchen Sie, dies so zu tun, dass das Gleichgewicht des Pferdes erhalten bleibt. Mit anderen Worten, werfen Sie das Pferd nicht einfach auf die andere Hand, sondern reiten Sie eine korrekte Hufschlagfigur oder Übung. Arbeiten Sie daran, bewusst zu reiten. Das bedeutet, dass Sie nicht nur während der Übung geistig präsent sind, sondern auch in allen anderen Momenten. Hier sind einige Vorschläge für Handwechsel:
Bei einer der Volten reiten Sie eine Acht, indem Sie auf der Mittellinie auf die andere Hand gehen.
Reiten Sie an einem bestimmten Punkt eine halbe Volte und kehren Sie geradeaus auf den Hufschlag zurück. Dies sieht aus wie eine Träne.
Reiten Sie geradeaus über die ganze Diagonale (H-X-F) oder die halbe Diagonale (H-B), damit das Pferd sich auf der geraden Linie etwas erholen kann.
Wenn Ihr Pferd nicht daran gewöhnt ist, viele Volten hintereinander auszuführen, oder wenn es noch nicht sehr weit fortgeschritten ist, kann dies für das innere Hinterbein überraschend anstrengend sein. In diesem Fall kann es passieren, dass Sie feststellen, dass Ihr Pferd mit jeder Volte mehr und mehr Mühe hat. Beenden Sie in diesem Fall die aktuelle Volte so gut wie möglich und reiten Sie dann entweder einen Übergang zum Schritt, um dem Pferd eine Pause zu gönnen, oder reiten Sie eine gerade Linie. Wenn das Pferd gerne galoppiert, ist dies ein guter Zeitpunkt, um den Galopp hinzu zu nehmen, der eine schöne Abwechslung zur gymnastizierenden Arbeit der Volten darstellt.
Bei einem gut konditionierten Pferd werden Sie jedoch wahrscheinlich feststellen, dass die Volten immer besser und regelmäßiger werden, wie "Perlen auf einer Schnur". An diesem Punkt wird sich die Übung sehr leicht anfühlen.
Beim Reiten ist nicht alles glamourös. Nicht alles ist besonders, magisch und brillant...., es sei denn, Sie definieren neu, was Sie als besonders, magisch oder brillant ansehen. Selbst alltägliche Arbeiten wie das Polieren des Kieselsteins können auf ihre eigene Weise wunderschön sein. Es kommt ganz darauf an, wie man es betrachtet.
Man könnte sagen, dass an dieser Übung nichts Besonderes ist, und das stimmt auch. Sie wird erst durch Sie und das, was Sie in die Übung einbringen, zu etwas Besonderem.
