Vier Zügel und zwei Gebisse … wo fange ich bloß an?

Sie haben sich also dazu entschlossen, auf Kandare zu reiten, wollen aber sicher sein, dass Sie es richtig machen. Wir haben unsere jahrelangen Erfahrungen zusammengefasst, um Ihnen Tipps zu geben, wie Sie dies angehen können. 

Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass es Pferde gibt, die die Kandare nicht mögen und einfach nicht gut damit gehen, egal, was man macht. Andere Pferde gehen besser mit der Kandare als mit der Trense.

Pferde mit einem dicken, kurzen Hals und kurzem Genick, die schwer geschmeidig zu machen sind, gehen unter Umständen besser auf Kandare. Das Gewicht der beiden Gebisse bewirkt oft, dass das Pferd runder wird.

Pferde mit einem langen, dünnen Hals können dagegen leicht vorne zu tief werden und hinter die Senkrechte kommen, sodass es sich fast nicht lohnt, sie auf Kandare zu reiten. Bei diesen Pferden ist es vielleicht besser, wenn man sie stattdessen mit Kappzaum und Trense reitet. Es gibt Parallelen zwischen der Kandarenzäumung und dem Kappzaum in Kombination mit dem Trensen- oder Kandarengebiss. Man kann bei beiden ähnliche Techniken verwenden. Will man mit der Kandarenzäumung aufs Turnier gehen, muss man allerdings eine Lösung finden, die funktioniert.

Bei der Einführung in die Kandarenarbeit muss man genau beobachten, welche Wirkung sie auf das Pferd hat und bereit sein, wieder damit aufzuhören, falls das Pferd schlechter wird. Nehmen Sie sich Zeit, um dem Pferd die Wirkung des Kandarenzaums systematisch zu erklären, damit der Erfolg langfristig sichergestellt ist. Man kann natürlich auch einfach die Kandare drauf machen und so reiten, wie immer. Das machen die meisten Reiter so. Das kann auch funktionieren, aber wenn man die Pferdebeine mit den beiden Gebissen und den vier Zügeln verbindet, versteht es die Sprache der Hilfen viel besser und öffnet seinen Körper und Geist.

In der klassischen Tradition wird bei der Einführung in die Kandarenarbeit die bisherige Ausbildung noch einmal von vorne durchlaufen, wenn auch in einem kürzeren Zeitraum als beim ersten Mal. Mit anderen Worten, man legt beim ersten Ritt auf Kandare nicht sofort mit Zickzack Traversalen, Piaffe und Passage los, sondern man reitet erst auf geraden Linien und großen Zirkeln vorwärts, da manche Pferde aufgrund des höheren Gewichts im Maul nicht genug an die Hand herantreten. Sie senken den Hals, kommen hinter die Senkrechte und verstecken sich hinter den Hilfen.

Deshalb stellt man zu Beginn eine Verbindung beider Hinterbeine von hinten nach vorne an die beiden Gebisse her. Das geht leichter auf großen Linien, unter Vermeidung enger Wendungen und komplizierter Kombinationen von Seitengängen.

Anfangs ist es oft eine gute Idee, das Pferd das Kandarengebiss tragen zu lassen, ohne es anzufassen, damit es ein Gefühl für die beiden Gebisse bekommt - ähnlich wie man die Remonte an den Sattel gewöhnt. Wir klettern nicht sofort auf das junge Pferd, sondern geben ihm einige Tage Zeit, um sich beim Longieren und in der Handarbeit ohne Reitergewicht an das Tragen des Sattels zu gewöhnen. Wir wiederholen dabei dieselbe Arbeit mit dem Sattel, die wir bis dahin ohne Sattel ausgeführt hatten. Das gleiche gilt, wenn wir das erste Mal beim jungen Pferd die Trense auflegen. Wir lassen es das Gebiss im Maul tragen, während wir an der Longe (mit Kappzaum) dieselbe Arbeit wie zuvor wiederholen. Desgleichen lassen wir das Pferd die Kandare zuerst nur im Maul tragen, ohne die Zügel aufzunehmen. Wir reiten vorerst nur mit Anlehnung am Trensengebiss. 

Für die Reiterin besteht die größte Herausforderung oft darin, die vier Zügel zu koordinieren und die beiden Gebisse getrennt zu benutzen. Wenn Sie selbst gerade erst anfangen, auf Kandare zu reiten, lassen Sie die Kandarenzügel etwas locker und reiten Sie nur mit den Trensenzügeln, um sich an das Gefühl der Zügel in den Fingern zu gewöhnen. 

Manchmal, wenn ich mit der Kandare reite, lasse ich die Kandarenzügel ziemlich locker und nehme sie nur auf, wenn ich das Gefühl habe, dass ich die Kandare ein wenig benutzen möchte. Den Rest der Zeit reite ich nur mit der Trense. Es kann leicht passieren, dass die Kandarenzügel am Ende enger sind als die Trensenzügel.  Deshalb muss man die Zügellänge immer wieder überprüfen, um sicherzustellen, dass die Kandarenzügel nicht mehr Kontakt haben als die Trensenzügel. Auch die Zügellänge muss auf beiden Seiten gleich sein, denn wenn man nicht darauf achtet, kann es passieren, dass ein Zügel zu stark ansteht und der andere zu lose ist. 

 Um ein Pferd oder einen Reiter an die Kandare heranzuführen, bevorzuge ich die Fillisführung, bei der die Trensenzügel von vorne zwischen Zeigefinger und Daumen eingeführt werden. Die Kandarenzügel kommen unter den kleinen Finger. Alternativ können Sie sie auch zwischen dem kleinen Finger und dem Ringfinger halten.  Je mehr Finger Sie zwischen den beiden Zügeln haben, desto besser können Sie zwischen den beiden Gebissen differenzieren und ein Gefühl dafür entwickeln, die Zügel getrennt zu benutzen.  

Wenn Sie Ihr Handgelenk so drehen, dass Ihre Daumen ein wenig zum Körper hin angehoben sind, werden die Trensenzügel angenommen und die Kandarenzügel geben nach. Wenn Sie Ihr Handgelenk in die entgegengesetzte Richtung drehen, so dass sich Ihre Daumen zum Pferd hin nach unten bewegen, werden die Kandarenzügel angenommen und die Trensenzügel geben nach. Sie können mit dem Drehen Ihrer Handgelenke nach oben und unten spielen, um ein Gefühl für die beiden unterschiedlichen Gebisse zu entwickeln.  Die Zügelhaltung, die man auf Turnieren am häufigsten sieht, bei der der Kandarenzügel unter dem kleinen Finger und der Trensenzügel zwischen dem kleinen Finger und dem Ringfinger liegt, ermöglicht keine ausreichende Unterscheidung. Das macht es schwierig, nur einen Zügel zu benutzen, den anderen aber nicht. Daher neigen viele Reiter dazu, bei Paraden gleich viel Druck auf beide Gebisse auszuüben.

Eine weitere Herausforderung kann darin bestehen, das richtige Gebiss für die Größe des Pferdemauls zu finden. Dies kann einige Zeit und einige Versuche erfordern.  Manche Pferde haben ein kleines Maul, in dem nicht genug Platz für zwei Gebisse ist, zum Beispiel wenn die Maulspalte sehr kurz oder der Gaumen niedrig ist. 

 Eine Zeit lang herrschte die Meinung vor, dass ein dickeres Gebiss angenehmer oder sanfter für das Pferd ist, aber das stimmt nicht unbedingt, wenn es nicht ins Maul passt. Ein wirklich dickes Gebiss kann sehr unangenehm sein, wenn nicht ausreichend Platz im Maul vorhanden ist. Sie müssen also herausfinden, was für die individuellen Bedürfnisse Ihres Pferdes am besten passt.  

Ein Kandarengebiss mit einer größeren Zungenfreiheit kann bequemer sein, wenn die Zunge des Pferdes groß ist. Ist der Gaumen jedoch niedrig, kann es zu Problemen führen. In diesem Fall kann eine niedrige Zungenfreiheit besser sein. Dies kann zu einer Herausforderung werden. Ein weiteres zu berücksichtigendes Element ist die Länge der Unterbäume. Je länger sie sind, desto größer ist die Hebelwirkung, d. h. die Zügelhilfen setzen allmählicher ein, was für die Verfeinerung der Hilfen von Vorteil ist, aber sie können auch mehr Druck ausüben. Sie haben eher eine beizäumende Wirkung. Kürzere Unterbäume haben eine geringere Hebelwirkung, was bedeutet, dass die Hilfen etwas abrupter ansetzen, aber weniger Druck ausüben. Ihre beizäumende Wirkung ist geringer. Daher eignen sich längere Unterbäume besser für Pferde mit kurzen, dicken Hälsen und festem Genick, während kürzere Unterbäume besser für Pferde mit langen, schlanken Hälsen geeignet sind.

Hoffentlich helfen Ihnen diese Informationen beim Einstieg in die Kandarenarbeit. Wählen Sie die passenden Gebisse entsprechend der Maulform Ihres Pferdes aus, lassen Sie sich in den Anfangsstadien der Arbeit Zeit und konzentrieren Sie sich auf den differenzierten Einsatz der beiden Gebisse.  

 
 

P.S. Wenn Sie Unterstützung für den Einstieg mit der Arbeit auf Kandare wünschen, möchten wir Sie zu unserem Kandaren-Camp 2022 einladen.

Das Kandaren Camp hat gerade begonnen und wir halten für Sie einen Platz frei!

Dies ist ein viermonatiger Online-Kurs, bei dem wir uns die Zeit nehmen, alles richtig aufzubauen. Ganz gleich, ob Sie Ihr Pferd zum ersten Mal mit der Kandare vertraut machen (und dabei alles richtig machen wollen, um eine Vielzahl von Problemen zu vermeiden, die auftreten können, wenn Sie es falsch machen), oder ob Sie Ihr Pferd neu in die Kandarenarbeit einführen wollen. Sie werden feststellen, dass dieser Kurs Sie Schritt für Schritt durch den Prozess führt. Wir lassen nichts unversucht, das Was, Warum und Wie im Detail zu erklären, so dass es auf dem Weg dahin keine Verwirrung gibt - weder für Sie noch für das Pferd.

Das BESTE an der ganzen Sache ist, dass wir Sie nicht nur durch den Prozess führen, sondern Ihnen auch bei jedem Schritt Feedback geben, damit Sie sicher sein können, dass Sie es richtig machen, damit Sie sicher sein können, dass Ihr Pferd die Übungen so aufnimmt, wie Sie es wollen, damit Sie sicher sein können, dass Sie Fehler korrigieren, bevor sie zu größeren Problemen werden, und damit Sie sicher sein können, dass Sie die Übungen sinnvoll einsetzen. Wie machen wir das? Mit 6* Hot Seat Sessions bekommen Sie Feedback zu jedem einzelnen Schritt (*wenn wir mehr Bewerber als Zeit haben, setzen wir weitere Sessions an, damit kein Teilnehmer auf der Strecke bleibt).

Während der Hot Seats sehen wir uns Ihre Videos LIVE in einem Zoom-Meeting mit der gesamten Teilnehmergruppe an und geben während der Ausstrahlung des Videos Feedback. Wir können unterbrechen, erklären was uns auffällt und Ihr Auge schulen damit Sie selbst lernen.  Sie können direkt vor Ort Fragen stellen (oder im Nachhinein, wenn Sie sich die Aufzeichnung ansehen) und Sie können auch Fragen zu Videos von anderen Reitern stellen.

Dies ist ein Kurs zu einem spezialisierten Thema, der nicht sehr häufig angeboten wird. Wir haben diesen Kurs bisher nur einmal im Jahr 2018 angeboten, und es könnte also wieder ein paar Jahre dauern, bis er erneut angeboten wird. Wie immer wird alles aufgezeichnet und Sie haben lebenslangen Zugriff, so dass Sie sich die Materialien so oft ansehen können, wie Sie möchten, und den Kurs in aller Ruhe wiederholen können, nachdem dieser Live-Durchgang abgeschlossen ist.

Wir haben gerade diese Woche begonnen und der Zeitpunkt wäre perfekt, um direkt einzusteigen. Der Kurs endet am 31. Mai 2022.

Nutzen Sie diese einmalige Gelegenheit. Wir freuen uns darauf, Sie dort zu sehen!

Melden Sie sich hier an - https://courses.artisticdressage.com/2022-KC

Falls Sie noch unentschlossen sind, ob Sie beim Kandaren Camp mitmachen sollen, möchte ich Sie kurz erinnern …

Dieser Kurs deckt alles von Anfang an ab. Sie brauchen keine Vorerfahrungen mit der Kandare mitzubringen, um an diesem Kurs teilzunehmen.

Dies ist ein Kurs zu einem speziellen Thema und wird nicht oft angeboten. Wir haben ihn bisher nur 2018 einmal abgehalten. Es könnte sein, dass wieder ein paar Jahre vergehen bevor wir ihn wieder anbieten. Wie immer wird alles aufgezeichnet und Sie haben lebenslangen Zugang zu den Kursinhalten, sodass Sie die Materialien so oft anschauen und den Kurs so oft wiederholen können, wie Sie wollen, nachdem dieser Durchgang beendet ist.

Sind Sie dabei?

👉 Hier geht's zur Anmeldung: https://courses.artisticdressage.com/2022-KC 

P.P.S. Ihr Pferd sollte reif für die Kandare sein. Falls es noch eine Remonte ist, unterhalb Klasse L, oder falls es Anlehnungsprobleme hat wie Aufrollen, hinter dem Gebiss verkriechen usw., dann ist es noch nicht so weit. Falls Sie Fragen haben, ob Sie oder Ihr Pferd kandarenreif sind, klicken Sie auf Antworten und wir helfen Ihnen bei der Entscheidung, ob dieser Kurs für Sie und Ihr Pferd geeignet ist.