Stecken Sie in der Monotonie fest? 7 Tipps um Ihre Kreativität anzukurbeln

Eine der größten Herausforderungen für einen Reiter und einen Lehrer besteht darin, in der täglichen Arbeit inspiriert und kreativ zu bleiben. Man bleibt sehr leicht in einer Routine stecken, wo man jeden Tag mit jedem Pferd dieselben Hufschlagfiguren und dieselben Lektionen in derselben Reihenfolge, an derselben Stelle der Bahn reitet. Das wird schnell langweilig und fad, sowohl für das Pferd als auch für den Reiter. Vor allem intelligente Pferde wollen auch intellektuell gefordert und gefördert sein. Gestaltet man die Arbeit abwechslungsreich und interessant, haben beide mehr Spass daran.
 

Eine Methode, um zu verhindern, dass die Arbeit zu monoton und langweilig wird, ist das Abwechseln zwischen verschiedenen Arten der Arbeit, so wie Ausreiten im Gelände, Springen, Longieren, Doppellonge, Langzügelarbeit, Handarbeit, Freiheitsdressur oder Working Equitation.
 

Aber auch innerhalb der Dressurarbeit in der Reitbahn gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, unter denen man auswählen kann, um die Zeit, die man im Sattel verbringt, frisch und interessantzu gestalten.
 

Es ist immer ein guter Ausgangspunkt, das Reiten als einen Dialog mit dem Pferd zu betrachten, eine Zusammenarbeit, bei der dem Pferd die aktive Teilnahme am kreativen Prozess nicht nur erlaubt ist, sondern wo es hierzu ermutigt wird.

7 Tipps

Ich möchte hier sieben Trainingsstrategien erwähnen, die ich sowohl beim Reiten als auch im Unterricht immer wieder sehr erfolgreich verwendet habe, um die Arbeit für Pferd, Reiter und Lehrer interessant zu halten.

 
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1.

Untersuchen Sie Körper und Geist des Pferdes nach konkreten Problemen und lösen Sie diese.

Das ist immer eine gute Strategie. Fühlen Sie sich psychisch, mental und körperlich in Ihr Pferd ein, sobald Sie seine Box betreten oder es von der Koppel holen. Fahren Sie damit beim Putzen und Satteln fort. Bei Beginn der Arbeit in der Bahn untersuchen Sie den Pferdekörper mittels spezifischer, gezielter Übungen, sowie mit Sitz, Schenkeln und Zügeln auf Muskelblockaden, falsche Knicks und Zonen reduzierter Beweglichkeit. Sobald Sie Körperteile gefunden haben, die sich nicht so weich und fließend bewegen, wie sie sollten, machen Sie diese mit zusätzlichen gymnastischen Übungen geschmeidig und beweglich.

 
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2.

Testen Sie die 6 elementaren Bewegungen (vorwärts, anhalten, wenden, biegen, übertreten, rückwärtsrichten)

Sie können ein paar einfache Übergänge und einige schlichte Übungen reiten, um herauszufinden, ob Ihr Pferd bereit und in der Lage dazu ist, diese 6 elementaren Bewegungen in guter Qualität auszuführen. Beobachten Sie insbesondere wie leicht oder schwer ihm jede dieser Bewegungen fällt. Wie führt das Pferd sie aus? Was fällt an der Ausführung der Übungen besonders auf? Sind Übergänge in eine höhere Gangart leichter oder in eine niedrigere Gangart? Sind Linkswendungen leichter oder Rechtswendungen? Ist es leichter links zu biegen oder rechts? Ist es einfacher, mit dem linken Hinterbein überzutreten oder mit dem rechten? Wenn Sie genau genug hinschauen, werden Sie bei jedem Pferd etwas finden, das man verbessern könnte. Erscheint alles gut und Sie finden nichts, was verbesserungswürdig wäre, dann schauen Sie wahrscheinlich noch nicht genau genug hin. In diesem Fall erhöhen Sie Ihre Qualitätsansprüche und versuchen Sie es noch mal. Diese Vorgehensweise führt sehr oft dazu, dass der Ritt sich organisch von selbst entwickelt.

 
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3.

Wählen Sie eine Hufschlagfigur und reiten Sie diese im Schritt, Trab und Galopp, mit und ohne Seitengänge.

Sie können irgendeine gymnastische Übung aussuchen, die Kreise, Vierecke, Dreiecke, Ovale, Schlangenlinien oder Kombinationen von mehreren Figuren enthält. Reiten Sie sie zuerst langsam im Schritt, um dem Pferd die neue Aufgabe zu zeigen. Dabei sehen Sie gleich, welcher Teil der Aufgabe dem Pferd schwer fällt. Ist das Pferd in der Lage, die Übung im Schritt flüssig auszuführen, probieren Sie sie im Trab. Gelingt sie im Trab ebenfalls gut, probieren Sie sie im Galopp. Reiten Sie die Übung zuerst auf einfachem Hufschlag, dann mit Seitengängen, so wie sie sich sinnvoll in die Geometrie einfügen lassen. Verwenden Sie nicht nur Schulterherein, Kruppeherein und Traversale, sondern auch die sogenannten Konterlektionen Konterschulterherein und Renvers. Ist Ihr Pferd noch nicht bereit für Traversalen, reiten Sie Schenkelweichen auf der Diagonale. Reiten Sie die Seitengänge nicht nur auf den traditionellen, sondern auch auf weniger gebräuchlichen Linien, wie der Mittellinie, den Viertellinien, den Diagonalen, gebogenen Linien und allen anderen Linien, die Sie sehen. Das schärft die Aufmerksamkeit des Pferdes für die Reiterhilfen und die Aufmerksamkeit des Reiters für die Ausrichtung des Pferdekörpers. 

Beobachten Sie genau, welche Teile der Aufgabe für das Pferd besonders schwierig sind. Meiner Erfahrung nach sind es meist nicht die nach der LPO fortgeschrittensten Lektionen, sondern eine schlichte Wendung oder ein einfacher Übergang, die aufgrund ihrer Platzierung oder ihres Kontexts innerhalb der Übung dem Pferd besonders schwer fallen. Alle Probleme, die hier zutage treten, können durch weitere Übungen behoben werden, die die konkrete Motorik vermitteln oder die betreffenden Muskelgruppen gezielt ansprechen.

 
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4.

Stellen Sie an strategischen Punkten in der Bahn Kegel auf und überlegen Sie, welche Figuren Sie erkennen können, die die Punkte miteinander verbinden.

Dies basiert auf der Idee, dass man sich die Reitbahn als ein Schachbrett vorstellen kann, dessen Felder von Quadraten mit einer Seitenlänge gebildet werden, die der halben Bahnbreite entspricht. In einer normalen Reitbahn von 20m x 40m oder 20m x 60m, hat jedes Quadrat eine Seitenlänge von 10m. Sie können diese Felder mit 10m Volten füllen oder sie als Quadrate reiten. Sie können zwei oder mehr Felder aneinander reihen zu 10m x 20m Rechtecken, 10m x 30m Rechtecken, 20m x 20m Quadraten, usw. Stellt man “Kegeltore” in der Seitenmitte dieser 10m Quadrate auf (d.h. 5m von den Ecken eines Quadrats entfernt), kann man die Umrisse von einer Vielzahl von Kreisen, Quadraten und Rechtecken leichter erkennen. 

Es macht Spass, sich zu überlegen: Welche Linien sehe ich, die durch diese Markierungen hindurch oder um sie herum führen? Diese Kegeltore sind auch gute Markierungspunkte für Vorhandwendungen in der Bewegung, Hinterhandwendungen und andere Übungen. Dadurch entsteht ein schier endloses Reservoir an kreativen Trainingsideen. Die Übungen, die Sie sich ausdenken, werden unfehlbar Probleme in der Balance, Koordination, Körperwahrnehmung und Geschmeidigkeit des Pferdes aufdecken, die Sie dann mit neuen gymnastischen Übungen weiter untersuchen können. Jeder Fehler, der passiert, kann zur Inspiration für die nächste Übung werden.

 
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5.

Untersuchen Sie gezielt bestimmte Techniken

Sie können auch an eine Trainingseinheit herangehen, indem Sie gezielt bestimmte Techniken ausprobieren, wie das Reiten mit Kappzaum und Gebiss, oder Sie können die verschiedenen Zügelführungen auf Kandare auf ihre Vor- und Nachteile untersuchen. Wenn Sie noch nie Handarbeit oder Langzügelarbeit gemacht haben, können Sie anfangen damit zu experimentieren. Sie könnten auch einmal untersuchen, ob man in den Seitengängen den inneren oder äußeren Gesäßknochen belasten sollte. Sie können mit Ihrem Sitz dahingehend experimentieren, dass Sie Ihr Gewicht über eine größere oder kleinere Fläche verteilen, indem Sie mehr auf den Innenflächen der Oberschenkel oder mehr auf den Gesäßknochen sitzen. Sie können die Bewegung des Pferderückens bewußt in eine Richtung (nach oben, unten, links, rechts, vorwärts, rückwärts) unterstützen oder gegen eine dieser Bewegungen Widerstand leisten, um herauszufinden was passiert. Dies sind nur ein paar Vorschläge. Sie können mit allem spielen, das Ihre Neugier weckt. Jedesmal wenn wir irgendetwas tun oder irgendeine Veränderung vornehmen, wird das Pferd antworten, indem es entweder besser oder schlechter wird. Durch wohl überlegtes Experimentieren können wir von unserem Pferd lernen, was es verbessert und was es verschlechtert.

 
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6.

Untersuchen Sie die Wirkung von verschiedenen Hilfenkombinationen und Hilfensequenzen auf das Pferd.

Hier können Sie mit Bügeltritten oder Schenkel- und Zügelkombinationen experimentieren, um das Pferd mit dem Boden und dem Gewicht zu verbinden und um die verschiedenen Körperteile des Pferdes mit den dazugehörigen Hilfen zu verbinden. Dies basiert auf der Idee, dass jede Hilfe einen ganz bestimmten Körperteil des Pferdes erreichen kann. Man kann diese Art der Übung verwenden, um die Aufmerksamkeit und die Verbundenheit des Pferdes zu überprüfen und die Feinabstimmung zu verbessern.

 
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7.

Probieren Sie etwas, das Sie bei einem Pferd beobachtet haben, mit anderen Pferden und mit Schülern aus

Jedes mal, wenn ich etwas Neues von meinem Lehrer oder von einem Pferd gelernt hatte, habe ich es immer mit allen Pferden und mit allen Schülern ausprobiert - ob sie es brauchten oder nicht, weil ich herausfinden wollte, wie diese Übung oder konkrete Hilfe wirkt. Dabei werden sich manche Pferde verbessern, andere zeigen keine Wirkung und wieder andere zeigen vielleicht sogar eine negative Reaktion. Wenn man etwas systematisch mit möglichst vielen Pferden testet, vertieft sich das Verständnis der gymnastischen Prinzipien, die Auswirkung von Exterieurmerkmalen wie die Winkelung der Hinterhand, die Form und Länge des Halses, die Länge und der Umfang des Rückens und andere mehr. Man kann seine diagnostischen Fähigkeiten damit drastisch verbessern, wodurch man zukünftig Probleme wesentlich schneller und effektiver lösen kann.


 

Sie sehen also...

dass Ihnen beim Reiten viele kreative Möglichkeiten offen stehen, die es Ihnen gestatten, wieder Fortschritte zu machen, wenn Sie das Gefühl haben festzustecken. Eine der größten Quellen der Kreativität ist die Vielzahl der Übungen und Figuren, die Sie reiten können. Gymnastische Übungen, die aus geometrischen Figuren und Dressurlektionen bestehen, sind ein Schlüssel für eine kreative Ausbildung, die nicht so leicht stecken bleibt. Ich sage meinen Schülern oft, dass jede Reitstunde auch eine Geometriestunde ist. Je mehr Übungen man kennt, je größer der Übungskatalog ist, desto flexibler und kreativer wird Ihre Ausbildungsarbeit werden und Sie und Ihr Pferd werden zufriedener und erfüllter bei der Arbeit sein.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein paar inspirierende Ideen geben, die Sie bei Ihrem nächsten Ritt ausprobieren können. Lassen Sie mich wissen, was dabei herauskommt.