Tradition der Kandarenzäumung


s gibt verschiedene Traditionen im Gebrauch der Kandarenzäumung, die heutzutage mehr oder weniger vergessen sind.

  1. In Deutschland war es früher üblich, Pferd und Reiter an die den Umgang mit zwei Gebissen und vier Zügeln zu gewöhnen, indem man mit der sogenannten Doppeltrense geritten ist. Das Pferd wurde also mit zwei Trensengebissen und vier Zügeln gezäumt. Dadurch konnte sich das Pferd an das Gefühl gewöhnen, zwei Gebisse im Maul zu haben und der Reiter konnte die Handhabung von vier Zügeln üben.
  2. An der Spanischen Reitschule war es bis zu Alois Podhajsky’s Zeit als Direktor üblich, die Pferde auf die Kandare vorzubereiten, indem sie eine zeitlang mit Kappzaum und Trense geritten wurden und danach eine zeitlang mit Kappzaum und Kandare. Durch die Kappzaumarbeit wurden die Pferde äußerst geschmeidig gemacht, sodass die Zäumung mit Unterlegtrense und Kandare dann keinerlei Schwierigkeiten bereitete.
  3. In der deutschen und österreichischen Tradition war es üblich, zu Beginn der Kandarenarbeit den bisherigen Ausbildungsgang kurz zu wiederholen, d.h. man ritt das Pferd auf Kandare im Trab auf einfachem Hufschlag vorwärts auf geraden Linien und großen gebogenen Linien, um die Schubkraft zu wecken und das Pferd zum Herangehen an die beiden Gebisse zu animieren. Erst wenn dies erreicht war, wurden auch die Seitengänge im Trab und die Galopparbeit wieder mit integriert.
  4. In der alten Spanischen Reitschule war es früher üblich, dass beim Reiten mit der Kandarenzäumung Sporen getragen wurden. (Begründung: wenn man die Bremsen verdoppelt, muss man das Gas verdreifachen). Kandare ohne Sporen war verboten. Wer ohne Sporen reiten wollte, musste auf Trense reiten.
  5. Es war an der alten Spanischen Reitschule ebenfalls üblich, bei Zäumung auf Kandare den Trab  grundsätzlich auszusitzen (Begründung: ein Pferd und ein Reiter, die kandarenreif sind, brauchen das Leichttraben nicht mehr). An Trensentagen war das Leichttraben erlaubt.
  6. An der alten Spanischen Reitschule wurden die Pferde drei Tage die Woche auf Trense geritten und drei Tage auf Kandare. Ein Tag pro Woche war frei.