4 Dinge, die Ihre Lektionen verbessern (Reiten Sie wie ein Komponist)

Einleitung

Im Unterricht sehe ich oft, dass Reiterinnen eine Lektion oder einen Übergang ohne sichtbare Vorbereitung für das Pferd (oder sich selbst) anfangen. Die Folge davon ist, dass die Lektion oder der Übergang nicht so gut gelingt, wie es möglich wäre. Da dies relativ weit verbreitet ist, dachte ich, ich würde es in einem Newsletter Artikel ansprechen. Dies ist ein wichtiges Thema, das scheinbar nicht oft systematisch thematisiert wird. Es gibt allerdings ein paar einfache Strategien, die Ihnen und Ihrem Pferd helfen, Ihre Übergänge und Lektionen deutlich zu verbessern.
 


Jede Lektion hat eine Vorbereitungsphase, eine Einleitung, einen Mittelteil und ein Ende.


In der Zeit der Kavallerie, als sich größere Reiterverbände im Einklang bewegen mussten, wurde jeder Gangartwechsel vorbereitet durch ein sogenanntes Ankündigungskommando, das gefolgt wurdevon einem sogenannten Ausführungskommando. Auf diese Weise waren alle Reiter imstande, sich und ihre Pferde auf den bevorstehenden Übergang vorzubereiten, sodass Chaos vermieden wurde. Ganz analog hierzu wird Ihr Pferd viel harmonischere Übergänge in eine andere Gangart oder in eine Dressurlektion ausführen können, wenn Sie ihm rechtzeitig mitteilen, was als nächstes kommt.

Daneben gibt es für jeden Übergang, jede Wendung und jede Lektion eine bestimmte Haltung und Balance, die deren Ausführung am besten unterstützt. Je näher Sie und Ihr Pferd dieser Balanceim Vorfeld kommen, desto größer sind Ihre Chancen für eine erfolgreiche Ausführung. Je weiter Sie und Ihr Pferd von der idealen Balance entfernt sind, desto geringer sind Ihre Erfolgschancen.

 

Die logische Schlussfolgerung aus diesem Gedankengang ist, dass Sie einerseits die optimale Balance für jeden Übergang, jede Wendung und jede Lektion kennen sollten und andererseits Ihr Pferd in diese Haltung bringen sollten BEVOR Sie den Übergang oder die Lektion einleiten.


Die Qualität Ihrer Vorbereitung bestimmt die Qualität des Übergangs in die neue Gangart, die Wendung oder Lektion. Die Qualität des Übergangs bestimmt die Qualität der Gangart, der Wendung oder der Lektion, welche wiederum oft die Qualität des Abschlusses, des nächsten Überganges bestimmt.

Man könnte also sagen, dass die Qualität der Vorbereitung die Qualität der Einleitung bestimmt. Die Qualität der Einleitung bestimmt die Qualität des Mittelteils und die Qualität des Mittelteils bestimmt die Qualität des Abschlusses.


Schauen wir uns zur Illustration die Traversale als Beispiel an.

Die Qualität der Traversale hängt zu einem großen Teil davon ab, wie weit das innere Hinterbein unter den Körper tritt, da die seitliche Biegung und as Übertreten der äußeren Beine davon abhängen. Diese Vorbedingung hilft Ihnen bei der Auswahl einer vorbereitenden Übung für die Traversale. Es muss eine Übung oder Lektion sein, die das innere Hinterbein mehr unter den Körper bringt, wie z.B. eine Volte oder ein Schulterherein.

Wenn Sie mit dem Untertreten des inneren Hinterbeins zufrieden sind, können Sie die Traversale beginnen. Bemühen Sie sich, die Einleitung so gut wie möglich anzulegen. Finden Sie die diagonaleLinie, auf der Sie Ihre Traversale reiten wollen. Bringen Sie die Vorhand auf die Diagonale. Sobald die Hinterhand ebenfalls die Diagonale erreicht, lassen Sie sie nach innen weichen.

Alternativ dazu können Sie Ihr Pferd in eine Schulterhereinstellung bringen und die Traversale einleiten, sobald das Pferd die Diagonale erreicht. Je mehr sich das äußere Hinterbein vor Beginn der Traversale unter der Last beugt, desto schwungvoller wird sie sein.

 

Sollte die Einleitung der Traversale misslingen, bricht man dieselbe am besten ab und wiederholt die Einleitung mit besserer Vorbereitung.


Sobald die Traversale eingeleitet ist, beginnt der Mittelteil. Hier ist es wichtig, dass das innere Hinterbein unter dem Körper bleibt, sodass das Pferd sich seitlich biegt und die äußeren Beine übertreten. Erhalten Sie das Tempo, das Energieniveau, die zu reitende Linie sowie den Winkel der Abstellung des Pferdekörpers zur Diagonalen. Sollte sich einer dieser Parameter des Ganges verändern, versuchen Sie ihn zuerst innerhalb der Traversale zu reparieren. Falls das nicht innerhalb von 3 Tritten gelingt, unterbrechen Sie die Traversale und bringen Sie das innere Hinterbein wieder mehr unter den Körper. Anschließend können Sie die Traversale fortsetzen.

Unterbrechen Sie lieber die Traversale jedesmal wenn die Qualität unter ein bestimmtes Niveau fällt, als dass Sie das Problem unter den Teppich kehren. Sonst wird es eher schlimmer als besser.

Wenn Sie sich dem Ende der Diagonale nähern, vermehren Sie das Gewicht über dem inneren Hinterbein, machen Sie den Pferdekörper parallel mit der langen Seite und wechseln Sie die Biegung während der letzten zwei Tritte der Traversale. Dies bildet zugleich den Abschluss der Traversale und die Vorbereitung für die nächste Lektion. Ein typischer Fehler am Ende der Traversale besteht daraus, dass der Pferdekörper immer mehr parallel zur Diagonale anstatt zur langen Seite wird, sodass das äußere Hinterbein nicht mehr übertritt.




Zusammenfassung


Denken und reiten Sie wie ein Komponist.


Gestalten Sie Ihre Linien und Ihre Lektionen durchsorgfältige Vorbereitung, Einleitung, Ausführung und Abschluss. Leiten Sie die Lektion nur ein, wenn Sie fühlen, dass das Pferd die richtige Balance und Haltung dafür hat. Legen Sie die Einleitung sorgfältig an. Wenn Sie nicht zufrieden sind mit dem Fluß der Bewegung, unterbrechen Sie es und kehren Sie zum Anfang zurück. Bereiten Sie das Pferd von neuem vor und fangen Sienoch einmal an.

War der Anfang der Lektion akzeptabel, beobachten Sie den Mittelteil und nehmen Sie unverzüglich die notwendigen Veränderungen vor, falls das Pferd das Tempo, die Biegung, die Balance, die Linie, den Winkel der Abstellung oder sonst einen elementaren Parameter des Ganges verändert. Gelingt es Ihnen nicht, den Fehler innerhalb weniger Tritte zu korrigieren, unterbrechen Sie die Traversale, stellen Sie die notwendige Balance und Haltung wieder her und setzen Sie dann die Traversale fort.

Gegen Ende der Diagonalen formen Sie den Übergang von der Traversale zur nächsten Linie und zur nächsten Lektion sorgfältig, sodass das Pferd seine Balance, seinen Schwung und seine Durchlässigkeit behält.


Bereiten Sie sich selbst vor, bereiten Sie Ihr Pferd vor. Reiten Sie mit Intention und Überlegung. Denken Sie voraus und schenken Sie jedem Teil der Lektion die notwendige Beachtung.