Entwicklung der Schubkraft der Hinterhand

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Wo sind wir und was machen wir heute?

Wir besuchen Noor Tanger und Patrick Molenaar in NL für ein paar Tage.

Ich habe mit Noor Tanger und ihrem PRE Hengst Oclajoma am Aufbau der Kraft aus der Hinterhand gearbeitet, insbesondere an der Schubkraft. Wir haben ihm erklärt, dass er mehr Energie in den Schritt, Trab und Galopp stecken kann, ohne dabei schneller zu werden und dass er das Tempo verlangsamen kann, ohne dabei schläfrig zu werden. Diese Konzepte sind für die meisten Pferde nicht auf Anhieb intuitiv logisch, sondern sie müssen lernen, dass eine treibende Hilfe nicht bedeutet: “Mach schneller” und eine halbe Parade nicht bedeutet: “Mach Pause”. Tempo, Trittlänge und Energie sind unterschiedliche Parameter des Ganges, die einzeln justiert werden können.

Zur Entwicklung der Gänge muss das Pferd lernen, den Boden wie ein Trampolin zu benützen, nicht wie ein Sprinter die Aschenbahn. Wir möchten, dass es kraftvoll mit der Hinterhand abschiebt, während man gleichzeitig den Schub aus der Hinterhand formen und kanalisieren kann.

Zum Aufwärmen verwendeten wir Kombinationen von Schulterherein und Vorhandwendungen in der Bewegung, sowie Schulterherein und Hinterhandwendungen, um Oclajomas Schultern und Hüften zu lösen und Gewichtsverlagerungen von einem Hinterbein auf das andere zu üben.

Während der eigentlichen Arbeitsphase entwickelten wir Oclajomas Schubkraft durch eine Trabvolte in der ersten Ecke der langen Seite, gefolgt von einem Viereck verkleinern von dem Punkt, an dem die Volte die lange Seite berührt, zur ersten Viertellinie. Wir benützten das Übertreten, um das äußere Hinterbein (im Sinne der Stellung) durch das Gewicht zu beugen und das innere Hinterbein mehr unter den Körper zu bringen. Auf der Viertellinie ließen wir ihn auf eine Kreuzhilfe hin parallel zur langen Seite für 2 Tritte etwas mehr zu schieben. Dann erteilten wir 2 halbe Paraden, um seine Hinterhand mehr zu beugen und ein Beschleunigen des Tempos zu verhindern. Man kann sich dabei vorstellen, dass man dem Pferd sagt: “Geh vorwärts, nicht schneller werden”.

Man kann diese Hilfen wiederholen, bis man das Ende der Reitbahn erreicht. 
Man kann die Übung noch präzisieren, indem man z.B. das linke Hinterbein auffordert, mehr zu schieben und dann das rechte Hinterbein durch halbe Paraden mehr beugt. Anschließend lässt man das rechte Hinterbein mehr schieben und beugt das linke Hinterbein durch halbe Paraden.

Im Galopp ließen wir Oclajoma seinen Widerrist und seine Schultern im 1. Takt des Galoppsprungs mehr anheben und in der Schwebephase ließen wir die Hinterbeine energischer unter den Körper springen.

Das Ergebnis war ein kraftvollerer Trab und Galopp. Das Pferd schien größer und ausdrucksvoller zu werden, ähnlich wie ein Gummiball größer wird, wenn man ihn mit Luft aufgebläst.