Dressur als Physiotherapie, Teil 2

Im letzten Blog Post habe ich einige Faktoren besprochen, die einen negativen Einfluß auf die Gesundheit des Pferdes ausüben. In dieser Ausgabe werde ich Faktoren besprechen, die einen positiven Einfluß ausüben, zusammen mit einigen praktischen Tipps, wie man sie ins tägliche Reiten integrieren kann.


Faktoren, die die Gesundheit fördern


Balance, Geraderichtung und Geschmeidigkeit

Diese drei Themenbereiche sind sehr eng mit einander verbunden, wie ich im Teil 1 bereits erwähnte. Die Balance setzt sich zusammen aus der longitudinalen Balance und der seitlichen Balance. Die longitudinale Balance (d.h. die gleichmäßige Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterbeinen) entwickelt sich aus einem gleichmäßigen Tempo, das weder zu schnell noch zu langsam ist.

Die seitliche Balance besteht aus der Fähigkeit, das Gewicht gleichmäßig zwischen dem linken und rechten Beinpaar aufzuteilen oder es mehr auf das eine oder andere seitliche Beinpaar zu verlagern.

Die Balance ist nicht rigide oder statisch, wie bei einer Statue, sondern sie ist dynamisch. Das bedeutet, dass das Pferd in der Lage ist, die Last von einem seitlichen Beinpaar zum anderen, von den Vorderbeinen auf die Hinterbeine oder von einem diagonalen Beinpaar zum anderen zu verlagern.

Hier überschneiden sich Balance und Geraderichtung. Die Schiefe führt unter anderem dazu, dass das Pferd die Hauptlast gewohnheitsmäßig mit den Beinen der sogenannten steifen/konvexen Seite stützt, insbesondere mit dem Vorderbein dieser Seite. Die Beine der sogenannten hohlen/konkaven Seite beteiligen sich daher viel zu wenig an der Arbeit. Das Hinterbein der konkaven Seite trägt den geringsten Lastanteil.

In dem Maße, wie das Pferd durch die Ausbildung besser gerade gerichtet wird, balanciert es sich besser aus und lernt, seine Gewichtsverteilung zu bestimmen.


Ohne Geraderichtung gibt es keine Balance.

Ohne Balance gibt es keine Losgelassenheit.


Der Grund hierfür liegt daran, dass das unausbalancierte Pferd seine Muskeln gegen die Reiterin und gegen den Boden anspannt, um nicht umzufallen.

Man kann daher sagen, dass es ohne Geraderichtung keine Losgelassenheit gibt.


Erhalten Sie die Gesundheit Ihres Pferdes durch korrekte Hufschlagfiguren

Die seitliche Balance entsteht aus dem Reiten korrekter Hufschlagfiguren. Runde Figuren müssen rund sein und gerade Linien gerade. Zirkel und Volten müssen nicht nur rund sein, sondern auch auf beiden Händen gleich groß. Aufgrund der natürlichen Schiefe wird das Pferd die Kreisbögen auf einer Hand etwas kleiner und auf der anderen Hand etwas größer machen. Dadurch ist es seitlich nicht mehr ausbalanciert. Weicht es nach außen von der Linie ab, überlastet es die äußere Schulter. Weicht es nach innen von der Linie ab, überlastet es die innere Schulter.

Ist das Pferd unausbalanciert, kann es sich nicht loslassen, sondern es wird bestimmte Muskelgruppen verspannen. Dies hindert die Energie daran, ungehindert durch den Körper zu fließen, wodurch bestimmte Sehnen und Gelenke überstrapaziert werden und langfristig Schaden nehmen können.

Um ein schiefes Pferd gerade zu richten kann es notwendig sein, das Gewicht von einer Seite zur anderen zu verlagern, je nachdem ob es nach innen oder außen von der Linie abweicht. In Seitengängen kann man ein seitliches Beinpaar für einige Tritte gezielt mehr ansprechen als das andere, indem man ihm mehr Gewicht überträgt.


Wie kann ich rundere Zirkel reiten?

Um sicher zu stellen, dass Zirkel und Volten rund sind, kann man die Tritte in jedem Viertelzirkel bzw. in jeder Viertelvolte zählen. Dazu zählen wir das Auffußen des inneren Hinterbeins. Ist der Kreisbogen rund, enthält jedes Viertel dieselbe Trittzahl. Enthält ein Viertelkreis mehr Tritte als die anderen, bedeutet dies, dass das Pferd in diesem Abschnitt nach außen von der Linie abgewichen ist und den Kreis größer gemacht hat. Enthält ein Viertelkreis weniger Tritte als die anderen, bedeutet dies, dass das Pferd in diesem Abschnitt nach innen von der Linie abgewichen ist und den Kreis kleiner gemacht hat.

In beiden Fällen hat es seine Balance verloren. Weicht es nach außen von der Linie ab, überlastet es die äußere Schulter. Weicht es nach innen von der Linie ab, überlastet es die innere Schulter. Auf der hohlen/konkaven Seite neigt das Pferd in der Regel dazu, nach außen auszuweichen und auf der steifen/konvexen Seite weicht es eher nach innen ab. Diese Tendenzen werden von der natürlichen Schiefe verursacht.

Man kann nun also sagen, dass gesundes Reiten mit einer korrekten Hufschlagfigur beginnt, die in einem gleichmäßigen Tempo geritten wird, nicht zu schnell und nicht zu langsam, mit der richtigen Menge Energie, nicht zu viel und nicht zu wenig. Es spielt dabei eine untergeordnete Rolle, ob man Kreise, Rechtecke, Quadrate, Rauten oder Dreiecke reitet. Man muss nur sicherstellen, dass das Pferd auf die gewählte Linie ausgerichtet ist: das linke Beinpaar muss sich links von der Linie befinden, das rechte Beinpaar rechts von der Linie und die Wirbelsäule bildet dabei einen Ausschnitt der gerittenen Linie. Sind diese Bedingungen erfüllt, kann das Pferd sich ausbalancieren. Wenn es seine Balance gefunden hat, wird es sich loslassen.

Hier gibt es bestimmte Parallelen zur Skala der Ausbildung. Takt und Tempo bilden die Grundlage, gefolgt von Losgelassenheit und Anlehnung. Bringt man die Pferdebeine an die gerittene Linie und stellt ein regelmäßiges Tempo her, läßt sich das Pferd los und stellt eine stete, gleichmäßige Verbindung mit den Zügeln her. Damit kann man arbeiten. Auf diesem Fundament kann man dann eine noch bessere Balance, Geschmeidigkeit, Durchlässigkeit, sowie Schwung und Versammlung herstellen.


Geschmeidigkeit entwickeln durch Biegen in der Bewegung

Man kann die seitliche Geschmeidigkeit der Wirbelsäule, die seitliche Balance, sowie Geraderichtung, Durchlässigkeit, Schwung und Versammlung durch Biegearbeit in der Bewegung entwickeln.

Diese Arbeit unterteilt sich in 3 Phasen:

  1. Biegen und Wenden auf einfachem Hufschlag (gebogene Linien wie Ecken, Zirkel, Volten). Dies verbessert die seitliche Mobilität der Wirbelsäule und der Schultern. Handwechsel und Biegungswechsel (Achten, Schlangenlinien) sind ausgezeichnete Mittel, um die Geschmeidigkeit der Wirbelsäule und des Brustkorbs zu verbessern, da sie die Muskeln auf der Außenseite der Biegung dehnen. Zusätzlich kann man mit Biegeübungen in der Bewegung und im Halten die Halswirbelsäule und die Ganasche geschmeidig machen. Die seitliche Mobilität der Wirbelsäule bildet oft die Voraussetzung für deren longitudinale Geschmeidigkeit. Mit anderen Worten, manche Pferde werden erst durchs Genick gehen, nachdem ihre Wirbelsäule auf gebogenen Linien seitlich geschmeidig gemacht wurde.

  2. Übertreten mit Biegung gegen die Bewegungsrichtung (Zirkel vergrößern, Vorhandwendung in der Bewegung, Viereck verkleinern/vergrößern, Schulterherein, Konterschulterherein). Dies verbessert die seitliche Mobilität der Wirbelsäule und der Hinterhand. Die seitliche Mobilität der Wirbelsäule und der Hinterhand bildet oft die Voraussetzung für die vertikale Beweglichkeit der Hinterbeine, d.h. der Versammlung.

  3. Übertreten mit Biegung in die Bewegungsrichtung (Kruppeherein, Renvers, Traversale, Pirouette renversée). Dies verbessert die seitliche Mobilität der Wirbelsäule und der Hinterhand, sowie die vertikale Beweglichkeit der Hinterbeine.

Zusätzlich zu den Lektionen der dritten Phase der Biegearbeit in der Bewegung kann man die vertikale Mobilität der Hinterhand durch Übergänge zwischen den Gangarten und innerhalb einer Gangart, sowie durch das Rückwärtsrichten verbessern.

Diese Übungen ermöglichen es uns, alle Körperregionen zu erreichen, insbesondere die Schultern, die Wirbelsäule und die Hinterbeine. Man kann Übungen entwerfen, die sich auf einen bestimmten Körperteil konzentrieren, oder man kann Übungen reiten, die den gesamten Körper geschmeidig machen, indem sie Biegen, Wenden, Übertreten, sowie Übergänge beinhalten.

Alle Übungen haben eine diagnostische Seite, d.h. sie zeigen Defizite in der Balance, dem Körpergefühl, dem Verständnis, der Geschmeidigkeit und der Kraft. Und sie haben andererseits alle eine therapeutische Seite, d.h. sie verbessern diese Defizite, die sie sichtbar machen. Hat man bestimmte Defizite identifiziert, kann man zusätzliche Übungen entwerfen, die genau diese Defizite verbessern


Zusammenfassung

Sie können Ihr Pferd gesund erhalten, indem Sie diesen einfachen Richtlinien folgen:

  1. Reiten Sie korrekte Hufschlagfiguren

  2. Reiten Sie ein gleichmäßiges Tempo, das weder zu schnell noch zu langsam ist.

  3. Durchsuchen Sie den Pferdekörper nach Muskelblockaden und entfernen Sie diese durch gymnastische Übungen.



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