Sie haben wahrscheinlich alle schon gehört, dass eine der Eigenschaften des guten Sitzes darin besteht, dass er “tief” ist. Aber was bedeutet das? Für mich persönlich ist ein tiefer Sitz ein Sitz mit niedrigem Schwerpunkt und der größtmöglichen Unterstützungsfläche. Dies verleiht ihm Stabilität und erlaubt der Reiterin das Pferd mit ihrem ganzen Körper zu fühlen. Daher sagten die alten Meister, dass man “im” Pferd sitzen sollte und nicht “auf” oder “über” dem Pferd. Ein Sitz mit hohem Schwerpunkt und kleiner Unterstützungsfläche ist dagegen instabil und erlaubt der Reiterin nicht das Pferd wirklich gut zu fühlen.
Dynamischer Sitz vs. Statischer Sitz
In der letzten Zeit muss ich oft darüber nachdenken, dass die traditionellen Beschreibungen des Sitzes, sowie Diskussionen den Sitz oft als etwas Statisches, Unbewegliches zu behandeln scheinen. Still Sitzen, ein ruhiger Sitz wird oft als das Ideal angesehen. Traditioneller Sitzunterricht ist oft ebenfalls relativ statisch: immer auf dem inneren Gesäßknochen sitzen, immer die innere Hüfte vor und die äußere zurück nehmen….
Leider kann die Betonung der Stillsitzens und des immer gleichen Sitzes - ob das Pferd es braucht oder nicht - zu Steifheiten im Reitersitz führen, welche ihrerseits Steifheiten im Pferdekörper auslösen und die Bewegungsfreiheit des Pferdes stören.
Verlieren Sie nicht das Gesamtbild aus den Augen
Der Blog dieser Woche enthält einen weiteren praktischen Tipp, der das Resultat von Fehlern ist, die ich in der Vergangenheit gemacht habe. Jedesmal, wenn etwas schief geht, hat man die Gelegenheit, genauer zu untersuchen was passiert, wie es passiert und warum es passiert. Es ist eine tolle Chance, etwas Neues zu lernen und tiefere Einblicke in die biomechanischen und psychologischen Kausalitäten des Reitens zu gewinnen. Fehler sind also in vieler Hinsicht Geschenke, weil sie uns vorwärts schubsen können und uns helfen ein tieferes Verständnis und größere Kompetenz zu erwerben.
Maul- und Zungenprobleme
Ich habe kürzlich eine email von einer Dame bekommen bezüglich eines Zungenproblems, das ihr Pferd sein ganzes Leben lang hatte. Seine Zunge kommt oft in der Mitte des Maules zum Vorschein, ca. 4cm, und verschwindet wieder. Es klingt wie eine Art Leckbewegung. Das Pferd neigt auch zur Nervosität und ist leicht abgelenkt.
Da ich weder die Reiterin noch ihr Pferd kenne, musste mein Rat sehr allgemein gehalten sein. Ich habe ihr verschiedene mögliche Ursachen genannt, die sie selbständig untersuchen kann. Da Maul- und Zungenprobleme nicht selten vorkommen und von einer Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden können, dachte ich, dass dies auch für andere ein interessantes Thema sein könnte.
Verbindung(en) und Durchlässigkeit
Ein Mitglied unserer Artistic Dressage Community fragte Shana und mich: “Könntet Ihr versuchen zu beschreiben, wie Ihr ‘wisst’, dass Ihr Euer Pferd von hinten nach vorne verbunden und durchlässig habt?”
Das ist ein recht umfangreiches Thema, zu dem man ein ganzes Buch schreiben könnte, weil es mehrere Aspekte gibt, die man detailliert besprechen kann.
Es gibt viele verschiedene Verbindungen, die hergestellt werden müssen: zwischen den Reiterhilfen und dem Pferdekörper, zwischen den Pferdebeinen und dem Boden und zwischen den verschiedenen Teilen des Pferdekörpers untereinander. Mit jeder neuen Verbindung kann die Energie der Hinterbeine freier durch den Körper fließen, womit sich die Durchlässigkeit für die Hilfen verbessert. Jedes Mal, wenn eine Verbindung verloren geht, verringert sich die Durchlässigkeit und sowohl die Bewegungsimpulse der Hinterbeine als auch die Reiterhilfen bleiben stecken.
Hilfen als Grenzen
Hilfen werden für eine Vielzahl von Zwecken eingesetzt. Die Reiterin kann durch die Hilfen dem Pferd ihre Absichten mitteilen. Sie sind auch Sensoren, die die Muskelanspannung und die Stimmung des Pferdes erfühlen. Wir können sie als Sonden verwenden, die an den Knochen und Muskeln des Pferdes entlang spüren, um steife, unbewegliche Muskeln und Gelenke zu finden. Und sie können eingesetzt werden, um das Pferd einzurahmen und Grenzen zu ziehen, innerhalb deren sich das Pferd bewegen soll.
Tipp: Wenden wie ein Zirkel (Geometrie) [+ VIDEO]
Übergänge in niedrigere Gangarten
Übergänge in niedrigere Gangarten sind of schwieriger für Pferde und Reiter als Übergänge in höhere Gangarten, weil Pferde eher gegen die halben Paraden leisten als gegen die treibenden Hilfen bei Übergängen in höhere Gangarten.
In gelungenen Paraden fließt das gemeinsame Gewicht von Pferd und Reiterin an der Wirbelsäule des Pferdes entlang und durch ein bestimmtes Bein in den Boden, sodass das Pferd ausbalanciert, rund und leicht bleiben kann. Reitet man die Parade in ein Hinterbein - was gewöhnlich der Fall ist -, sollte dieses Hinterbein seine Gelenke zusammenfalten, um die halben Paraden durchzulassen. Gibt es irgendwo zwischen dem Gebiss und den Hinterhandgelenken eine Muskelblockade, wird das Pferd Widerstand gegen die Hilfen leisten.