4 Dinge, die Ihre Lektionen verbessern (Reiten Sie wie ein Komponist)

4 Dinge, die Ihre Lektionen verbessern (Reiten Sie wie ein Komponist)

Im Unterricht sehe ich oft, dass Reiterinnen eine Lektion oder einen Übergang ohne sichtbare Vorbereitung für das Pferd (oder sich selbst) anfangen. Die Folge davon ist, dass die Lektion oder der Übergang nicht so gut gelingt, wie es möglich wäre. Da dies relativ weit verbreitet ist, dachte ich, ich würde es in einem Newsletter Artikel ansprechen. Dies ist ein wichtiges Thema, das scheinbar nicht oft systematisch thematisiert wird. Es gibt allerdings ein paar einfache Strategien, die Ihnen und Ihrem Pferd helfen, Ihre Übergänge und Lektionen deutlich zu verbessern.

Geistige Flexibilität

Geistige Flexibilität

Beim Reiten verwenden wir oft viel Zeit und Energie darauf, die Geschmeidigkeit des Pferdekörpers zu verbessern und zu erhalten. Wir sprechen darüberhinaus auch von der Wichtigkeit der Geschmeidigkeit des Reiterkörpers.

Was oft nicht erwähnt oder bedacht wird, ist die Notwendigkeit, auch die mentale Flexibilität des Pferdes zu entwickeln: seine Fähigkeit mitzudenken, sich an neue Situationen anzupassen und sich auf neue Übungen und Anforderungen einzustellen.

Das trifft auch auf den Reiter zu. Wir Reiter müssen ebenfalls eine geistige Beweglichkeit entwickeln, sodass wir schneller umdenken, kreativer arbeiten, uns besser auf neue Umstände einstellen und widerstandsfähiger gegenüber Rückschlägen sein können.

Wie sieht das konkret aus?

Sei wie Wasser. Nimm Kurskorrekturen vor.

Sei wie Wasser. Nimm Kurskorrekturen vor.

Der traditionelle Reitunterricht war oft sehr starr und unflexibel. Harmonieverlust oder Meinungsverschiedenheiten mit dem Pferd wurden gewöhnlich als Disciplin- und Respektprobleme interpretiert. Deswegen wurde man angewiesen sich um jeden Preis “durchzusetzen” und darauf zu bestehen, dass das Pferd die Befehle des Reiters ausführt - was sehr schnell zu Kämpfen mit dem Pferd führen kann. Die Möglichkeit, dass das Pferd nicht gehorchen konnte aufgrund eines Missverständnisses, oder aufgrund eines Mangels an Gleichgewicht, Körpergefühl, Geschmeidigkeit, Kraft oder aufgrund von Schmerzen wurde nur selten in Betracht gezogen.

Reiten Sie, als wenn es Ihnen egal wäre

Reiten Sie, als wenn es Ihnen egal wäre

Wir haben eine e-mail von Anna aus Österreich erhalten mit einer Frage, mit der sich wahrscheinlich viele, wenn nicht die meisten Reiterinnen identifizieren können. Anna schreibt, dass sie manchmal beim Reiten einer Übung bei einem Detail stecken bleibt und dann die Übung zu lange fortsetzt. Sie verliert das ursprüngliche Ziel und das große Bild aus den Augen. Gibt sie ihre Erwartungen und Ziele für die Übung oder den Ritt auf, wird es wieder besser. Sie sagt auch, dass sie meistens erfolgreich ist, wenn sie eine Lektion spontan das erste Mal reitet, aber dass sie sie dann oft nicht reproduzieren kann.

Ummünzen von Frustrationen: Verwandeln Sie Frustrationen in eine wertvolle Lerngelegenheit

Ummünzen von Frustrationen: Verwandeln Sie Frustrationen in eine wertvolle Lerngelegenheit

Jeder, der sich mit irgend etwas ernsthaft beschäftigt, ist vertraut mit Frustrationen. Insbesondere wenn man Sportler oder Künstler ist und vor allem wenn es sich dabei um die Reiterei handelt. Diese Frustrationen können verschiedene Ursachen haben. Sie können von Ungeduld herrühren, weil wir nicht so schnelle Fortschritte machen, wie wir erwartet oder gehofft hatten. Eine sehr häufige Ursache für Frustration entsteht, wenn wir uns mit anderen Reiterinnen und Reitern vergleichen, seien es unsere Stallkollegen oder berühmte Vorbilder oder auch nur irgendwelche Qualitätsstandards. Ich habe früher oft gedacht: “Wasstimmt mit mir bloss nicht? Warum kann ich nicht so reiten wie so-und-so?” Ich habe beispielsweise immer wieder von mir erwartet, dass ich genauso reiten kann wie meine Lehrer, obwohl sie viele Jahre mehr Erfahrung hatten als ich - vom Talent ganz zu schweigen.

Wir müssen ihm noch keinen Namen geben: Prioritäten beim Training setzen

Wir müssen ihm noch keinen Namen geben: Prioritäten beim Training setzen

Wir wissen alle aus Erfahrung, dass wir nicht alles auf einmal bekommen können, vor allem wenn wir dem Pferd eine neue Lektion beibringen, oder wenn wir selbst eine neue Lektion lernen. Es ist sehr schwierig, “alle Enten in eine Reihe” zu bekommen, wie man im Englischen sagt. Oft haben wir schon Glück, wenn alle unsere Enten auf dem gleichen See schwimmen.  Das bedeutet, dass wir eine Entscheidung treffen müssen, welche Elemente einer Lektion wir zuerst einführen. Welche Aspekte sind die wichtigsten? Welche Aspekte sind grundlegend? Welche sind eher peripher und können später angegangen werden? Mit andere Worten, wir müssen Prioritäten setzen. Wir sollten mit dem zentralsten, wichtigsten Element anfangen und uns dann vom Zentrum zur Peripherie vorarbeiten.

 

Neugier, Kreativität, Innovation und Rebellion

Neugier, Kreativität, Innovation und Rebellion

Neugier, Kreativität und Innovation sind auch für Reitschüler und Reitlehrer ein interessantes Thema. Wir wollen alle reiten lernen. Daher sind wir neugierig. Neugier führt zu Fragen wie: “Wie funktioniert das?”, “Wie muss ich sitzen?”, “Wie reite ich ein Schulterherein?”, “Wie bringe ich dem Pferd die Piaffe bei?”, und viele andere mehr. Auf der Suche nach Antworten auf diese Fragen nehmen wir Unterricht, lesen Bücher und schauen Videos an. In den letzten 30 Jahren hat die Pferdeliteratur extrem stark zugenommen, sodass man zu den meisten Themen viele verschiedene Publikationen zur Auswahl hat. So weit, so gut. Die Gefahr dabei ist, dass in der Dressur der Glaube eine lange Tradition besitzt, dass es nur EINE einzige richtige Reit- und Ausbildungsmethode gibt. Jeder glaubt natürlich, dass SEINE Methode die einzige RICHTIGE ist und alle anderen damit unrecht haben.

 

Reiten lernen in einem neuen Zeitalter

Reiten lernen in einem neuen Zeitalter

Die Reitkultur hat sich im Laufe der Jahrhunderte stark gewandelt und sie verändert sich auch weiterhin mit hoher Geschwindigkeit. Viele verbringen nun ihre Zeit und Energie damit, den Verlust der alten Methoden, Kultur und Ideologie zu beklagen. Ich selbst gehörte früher auch zu dieser Fraktion, die die alten Meister idealisiert und glaubt, sie waren unfehlbar. Doch mit wachsendem Alter und Erfahrung kamen auch einige mühsam erworbene Erkenntnisse dazu und heute sehe ich die historischen Epochen der Reiterei nicht mehr so sehr durch eine rosarote Brille. Es gab damals zwar durchaus viel Gutes, aber es war nicht alles gut. Es war nicht perfekt und wie alle Künste entwickelt sich auch die Reitkunst bis heute immer weiter. Sie fließt durch die Zeit und nimmt neue Werte auf, während sie andere aufgibt. Die Reitkunst ist daher eine dynamische Kunst. Sie verändert sich und kann verändert werden.